Rolleicord V
Rollei Rolleicord Vb
© unbekannt
Die Rolleicords sind klassische zweiäugige Spiegelreflexkameras der Firma Rollei für das Format 6x6. Im Jahr 1976 wurden die letzten Exemplare hergestellt, die ersten stammen aus den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts. Als Ergänzung zur wesentlich teureren Rolleiflex-Serie zielten die Rolleicords auf den Amateurfotografen ab. Um bei gleichbleibend hoher Qualität den Preis niedrig halten zu können, mussten sie technisch vereinfacht werden – hierzu entkoppelte man den Filmtransport und das Spannen des Verschlusses; außerdem enthielt man ihnen einen Belichtungsmesser vor. Über die Jahre hinweg und von Nachfolgemodell zu Nachfolgemodell durchlief die Rolleicord einen stetigen Verbesserungsprozess, wodurch sie sich immer mehr der Profikamera Rolleiflex annäherte. Mit der letzten Rolleicord, der Rolleicord Vb, hatte sie das Leistungsvermögen der Rolleiflex nahezu erreicht, ohne dabei an Volumen und Gewicht merklich zugenommen zu haben.
Ein wesentliches Feature bereits der Rolleicord Va ist, dass bei ihr Streulicht im Gehäuseinneren optimal unterdrückt werden konnte. Was dieses Kriterium anbelangt, sind die Rolleicord-Modelle Va und Vb den anderen Spiegelreflexkameras ähnlicher Bauart weit überlegen. Im Gegensatz zur Rolleicord V(a) hat die Vb den Vorteil eines austauschbaren Lichtschachtes. Beide beherrschen eine automatische Sichtfeldkorrektur. Die Va wiegt, obgleich auf Langlebigkeit hin konzipiert, lediglich 875 g, die Vb 940 g – man vergleiche mit dem Gewicht einer Mamiya C220, die 1450 g auf die Waage bringt! Beruhend auf ihrem hohen technologischen Stand und ihrem niedrigen Gewicht gilt mir die Rolleicord Vb unter den zweiäugigen Spiegelreflexkameras als die ultimative Reisekamera.
Beispielfotos
Fahrradruine, Karlsruhe (2006)
Film: FujiFilm Pro 400 H, Farbnegativ
© Frank Sembowski
Kloster Maulbronn (2006)
Film: FujiFilm Pro 400 H, Farbnegativ
© Frank Sembowski
Schwachstellen, gängige Reparaturmaßnahmen, beim Gebrauchtkauf zu beachten
Unabhängig vom Erhaltungszustand ist das Hemmwerk für die Verschlusszeitensteuerung häufig verharzt und bedarf der professionellen Reinigung. Nicht selten verrichten diese Kameras viele Jahre treue Dienste, bevor man den Ausfall der längeren Belichtungszeiten bemerkt. Abhilfe kann in solchen Situationen bisweilen schon das mehrmalige Auslösen des Verschlusses schaffen. Angeblich soll die Erwärmung des Gehäuses auf 50 Grad eine Maßnahme sein, diese Unzulänglichkeit zu beseitigen. Ich empfehle das nicht. Selbst wenn man eine Vorrichtung hat, eine konstante Umgebungstemperatur aufrechtzuerhalten (kein Backofen!), wird dies kaum eine zuverlässige und dauerhafte Lösung sein können. Mängel dieser Art sollten durch Ausbau und Reinigung des Hemmwerks behoben werden. Der Rollei Technical Report von Claus Prochnow (zweisprachig in Deutsch und Englisch) gibt hierzu eine fundierte Hilfestellung. Wem das Risiko zu groß ist, eine unersetzbare Kamera zu ruinieren, dem sei die Betreuung durch eine Reparaturwerkstatt empfohlen.
Gebrauchtpreise
Sowohl die Rolleicord- als auch die Rolleiflex-Modelle zeigen eine beachtliche Preisstabilität, allerdings variieren die Preise in Abhängigkeit vom Erhaltungszustand erheblich. Neuwertige Exemplare sind begehrte Sammlerobjekte; sie gehen zu Phantasiepreisen über den Ladentisch. Eine gut erhaltene Rolleicord Vb bekommt man gleichwohl schon für 250 Euro, was in Anbetracht der Möglichkeiten, die einem diese Kamera bietet, als günstig zu bezeichnen ist. Damit man lange Freude an ihr hat, sollte man das Exemplar gleich zu Beginn warten lassen. Es rechnet sich leichter, wenn man von Anfang an die Kosten für eine Wartung im Gesamtpreis mit veranschlagt.
Literatur und Verweise
- Vorstellung der Rolleiflex- und Rolleicord-Modellpalette (einschließlich Seriennummern) von Siu Fai Au (Englisch)
- Prochnow, Claus (1996): Rollei Technical Report. Stuttgart: Lindemanns Verlag. ISBN 3-89506-156-5. (Deutsch, Englisch)